In Sempach ist Schiessen eine alte Tradition. Die Feldschützengesellschaft Sempach wurde zwar „erst“ 1865 offiziell gegründet, doch das Schiesswesen war schon in früherer Zeit organisiert. Erstmals wurde 1476 im Rahmen einer Gewerbeschau über das Schiesswesen im alten Sempach berichtet. Jedes zweite Jahr hatte die wehrfähige Bürgerschaft am sogenannten „Schwerttag“ ihre Treue zur hohen Regierung in Luzern zu beschwören. Nach der Huldigung der Obrigkeit fand jeweils eine Waffen- und Harnischschau statt. Dies war nötig, da es früher auch in Sempach gang und gäbe war, dass die Waffen nicht zum Manne, sondern zum Haus gehörten. Jeder Sempacher Hausbesitzer war demnach verpflichtet, ein Gewehr in ständiger Schiessbereitschaft vorweisen zu können.
Schiessplatz „Schibenmatte“ beim Mülital
Neben dieser Waffen- und Ausrüstungsinspektion wurden auch Übungsschiessen durgeführt. Geschossen wurde im Schützenhaus auf der „Schibenmatte“ beim Mülital. Dieses Schützenhaus, wahrscheinlich das erste in der Geschichte der Sempacher Schützen, wurde erstmals 1551 urkundlich erwähnt. Bei schönem Wetter veranstalteten die Schützen einen Aufmarsch auf den Standplatz und hissten dort in einer feierlichen Zeremonie die Schützenfahne, Anfänglich schoss man mit der Armbrust, später mit Handfeuerwaffen wie Büchsen, Musketen und Pistolen. Diese Schiessübungen waren schon damals für jeden Wehrmann obligatorisch und Absenzen wurden streng geahndet. Neben dem Pflichtschiesswesen bestand schon in alter Zeit eine private Vereinigung von Schützenfreunden, welche sich in der Bruderschaft des heiligen Sebastian, des Schutzpatrons der Schützen, zusammengeschlossen hatte. Diese Vereinigung ist bereits 1585 nachweisbar, gehörte zu den ältesten Bruderschaften von Sempach und stand unter der Obrigkeit der Stadt Sempach. Die Schiessanlage beim Mülital wurde im Laufe der Zeit mehrmals den Bedürfnissen angepasst und erweitert. Sie war bis ins 19. Jahrhundert in Betrieb.
Erstes Schützenfest schon im 17. Jahrhundert
1634 wird in den Urkunden erwähnt, dass in Sempach ein grösseres Schützenfest organisiert wurde und 1806 wurde für Sempach von der Regierung ein Freischiessen – zu dieser Zeit äusserst beliebte Schützenfeste – bewilligt. Im Reglement der Schützengesellschaft stand 1851 zu lesen, dass die Gesellschaft jedes Jahr ein Schützenfest abzuhalten gedenkt, welches mit einem feierlichen Gottesdienst beginnt und mit einem fröhlichen Mahl endet. Noch heute findet diese alte Tradition im alljährlichen Kilbischiessen, dem Schützengottesdienst und dem gemütlichen Absenden mit traditionellem Metzgete-Nachtessen ihre Fortsetzung.
Rivalität zwischen Stand- und Feldschützen
Offiziell gegründet wurde die Feldschützengesellschaft Sempach 1865. Die Feldschützen zählten bei ihrer Gründung 46 Mitglieder. Während der nächsten zwanzig Jahre erlebten die Feldschützen eine stürmische Zeit. Neugründungen, Fusionen und Vereinsauflösungen lösten sich ab. Wie vielerorts rivalisierten auch in Sempach die privilegierteren Standschützen mit den mehr militärisch orientierten Feldschützen, die auf freiem Land schossen.
Sempacher Schützen vorübergehend heimatlos
Viel zu diskutieren gaben in Sempach auch immer die Schiessplätze. Anfänglich wurde auf der „Schibenmatte“ im Mülital geschossen, dann im Seesatz, später bei der Festhalle und beim Wissenmoos. Erst 1920 konnte – vorangetrieben durch das Sempacher Schiessen des Luzerner Kantonalen Unteroffiziersverbands – ein Schützenhaus an der Eicherstrasse gebaut werden, welches 1921 mit einem Eröffnungsschiessen feierlich eingeweiht wurde. 1949 wurde die Anlage um zehn Pistolen-, resp. 20 Kleinkaliberscheiben erweitert. Ein Jahr später fand ein interkantonales Ehr- und Freischiessen statt. 1971 brannte der Pistolenstand nieder und die Sempacher Pistolenschützen wurden heimatlos. Bis zum Neubau der Anlage „Mussi“ schossen sie in Sursee. Aber auch die Tage des Gewehrstandes waren gezählt. 1975 musste der alte Stand an der Eicherstasse der Autobahn weichen. Drei Jahre lang stand den Sempachern kein eigener Stand mehr zur Verfügung. Sie mussten Trainings und eigene Anlässe anderswo durchführen. Die Obligatorischschiessen wurden in Neuenkirch durchgeführt, das Sempacherschiessen in Sursee und Willisau und die Jungschützenkurse in Eich. 1979 wurde am Feldschiessen zum ersten Mal auf der neu erbauten Anlage „Mussi“ geschossen. Die wahre Feuertaufe bestand die junge Anlage, als sie 1979 während zehn Tagen Ausweichstand des Eidgenössischen Schützenfestes von Luzern war.
Bewährte Festorganisatoren und treffsichere Schützen
Im wieder haben es die Sempacher Schützen verstanden, Schützenfeste zu feiern und zu organisieren. Seit 1919 führt die Schützengesellschaft Sempach jedes Jahr im Juni das Sempacherschiessen des Luzerner Kantonalen Unteroffiziersvereins über 25m, 50m und 300m durch. Am Luzerner Kantonalschützenfest 1996, welches rund um den Sempachersee stattfand, entpuppten sich die Sempacher als umsichtige Mitorganisatoren des Grossanlasses.
Auch mit guten Resultaten, sowohl mit der Sektion als auch von Einzelschützen, machten und machen die Sempacher immer wieder von sich reden. Noch heute erinnert der „Prix Huguenin“, welchen die Sempacher 1974 gewannen, dass die SG Sempach erfolgreich in der Gruppenmeisterschaft 300m mitmischte. Jüngster „Streich“ das Sempacher ist der dritte Sektionsrang der Pistolenschützen am Eidgenössischen Schützenfest von Bière. Vor dem Fest hätte kaum jemand zu träumen gewagt, dass der Bronzenkranz in der zweiten Kategorie nach Sempach kommen würde. Dass auch in Zukunft mit guten Sempacher Schützen zur rechnen ist, haben unlängst die Jungschützen bewiesen, die es 2001 mit der Gruppe bis in den Final nach Zürich schafften.
Auszug aus dem Buch „150 Jahre Luzerner Kantonalschützenverein LKSV“ von 2002